Digitale Bürgerinfos
Mit der Agenda 2030 wird eine Restrukturierung der Gesundheitsversorgung im Landkreis Eichstätt angestoßen. Grund dafür sind gesetzliche Strukturvorgaben, die eingehalten werden müssen, zunehmend ambulant behandelbare Erkrankungen und der Fachkräftemangel.

Um die Entscheidungsgrundlagen und die Gründe für die Notwendigkeit der Umstrukturierung für alle Bürgerinnen und Bürger transparent zu machen, informierten Landrat Alexander Anetsberger und Kliniken-Vorstand Marco Fürsich 2x digital über die Agenda 2030.
Der erste Termin fand am 25. Februar 2022 statt, der zweite am 1. April 2022. In dem Format konnten Bürgerinnen und Bürger auch ihre Fragen stellen, die live beantwortet wurden.
Fragen & Antworten aus der Veranstaltung
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Welche Stellung hat das Oberender-Gutachten im Agenda2030-Prozess?
Die Unternehmensberatung Oberender wurde im Herbst 2020 beauftragt zu untersuchen, wie die Kliniken aufgestellt sein müssen, um an beiden Standorten nach wie vor eine Akutversorgung anbieten zu können.
Das Gutachten hat ergeben, dass es nicht möglich ist, beide Standorte mit Akutversorgung aufrechtzuerhalten. Es hat dadurch weitere Fragen, z.B. zur Versorgungssicherheit und zu überregionalen Kooperationen aufgeworfen, denen inzwischen nachgegangen wurde und die in die Entscheidungsfindung einfließen werden. Insofern war das Gutachten ein Ausgangspunkt, der inzwischen um viele Fakten ergänzt werden konnte und musste.
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Wie werden Fachkräfte für die Kliniken gefunden und gebunden?
Die Kliniken versuchen, möglichst viele Fachkräfte auszubilden und im Unternehmen zu halten. Die Zahl der Ausbildungsplätze in der Pflege wurde von 20 auf 35 angehoben. Beim ärztlichen Dienst wird eine Kooperation zwischen stationärem und ambulantem Umfeld sowie dem Schwerpunktversorger in Ingolstadt angestrebt. Außerdem werden regelmäßig Anzeigen zur Personalgewinnung geschaltet.
Die Arbeitsplätze der Mitarbeiter in den Kliniken sind sicher, auch wenn die Kliniken ihr Leistungsangebot verändern werden. Für den Umbau des Unternehmens werden alle Mitarbeiter gebraucht. In den Kliniken werden bereits jetzt Perspektivgespräche mit den Abteilungen geführt und im Anschluss daran Einzelgespräche mit den Mitarbeitern. Dort können Wünsche geäußert und Perspektiven miteinander erarbeitet werden.
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Ist die Notfallversorgung in Gefahr?
Nein. Mit einer Notaufnahme im Landkreis, einer Notfallpraxis am anderen Klinikstandort, mit Rettungsdienst und Notärzten kann eine zuverlässige Versorgung im Notfall gewährleistet werden. Die Notarztversorgung liegt in der Verantwortung der kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. Die Kliniken stellen aber einen Großteil der Notärzte und werden dies auch in Zukunft tun, wenn nötig mit einem zusätzlichen Notarztdienst. In den Kliniken werden Assistenzärzte/-ärztinnen gefragt, ob sie die Weiterbildung zum Notarzt machen wollen. Die Kliniken übernehmen die Kosten der Weiterbildung.
Auch der Rettungszweckverband wird alle Maßnahmen ergreifen, damit der Rettungsdienst weiterhin die gesetzlichen Hilfsfristen einhalten kann. Weiterhin steht auch das Klinikum Ingolstadt als Anlaufstelle für Notfallpatienten zur Verfügung.
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Reicht ein Krankenhaus für die stationären Fälle?
Die Medizin verändert sich - auch für alte Menschen, bei denen momentan der stationäre Bedarf noch da ist. Die Diagnostik ist deutlich besser geworden und kann in immer mehr Fällen auch ambulant erbracht werden. Zudem wird immer schneller und besser therapiert als in der Vergangenheit, sodass das zunehmende Wachstumspotenzial gerade im ambulanten Bereich zu finden ist.
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Was passiert am Standort, der keine stationäre Akutversorgung mehr anbietet?
Die Kliniken im Naturpark Altmühltal werden ein Gesundheitszentrum bzw. eine Fachklinik aufbauen und betreiben. Momentan werden Gespräche mit Kooperationspartnern geführt. Aber insgesamt soll beides in eigener Hand und mit eigenem Personal bewerkstelligt werden. Die Mitarbeiter erhalten somit an jedem Standort eine Perspektive.
Die Gewinnung von Mitarbeitern könnte für ein Gesundheitszentrum/eine Fachklinik sogar leichter fallen: In einem Gesundheitszentrum können Arbeitsbedingungen angeboten werden, die der nachwachsenden Ärztegeneration eher entsprechen, als es alte Modelle tun. Viele bevorzugen die Arbeit im Angestelltenverhältnis mit weniger Verantwortung und Investitionsbedarf als in einer eigenen Praxis. Ebenfalls können hier Teilzeitmodelle angeboten werden.
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Was sagt das Klinikum Ingolstadt zu einer Kooperation mit den Kliniken?
Das Klinikum Ingolstadt hat klar signalisiert, in Person des Geschäftsführers Tiete, dass es zu einer Kooperation bereit ist. Auch Oberbürgermeister Dr. Scharpf hat Bereitschaft signalisiert. Die Basis für eine Zusammenarbeit ist gegeben. Beide wissen, dass sie von den Entscheidungen im Landkreis in erster Linie bei der Notfallversorgung mit betroffen sein werden. Ingolstadt hat sich dafür ausgesprochen, die Akutversorgung in Eichstätt zu verorten.
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Sind die Kliniken nach der Konzentration auf einen Standort wirtschaftlich zu betreiben?
Oft werden die Defizite der beiden Standorte in der Vergangenheit herangezogen, wenn für einen Klinikstandort argumentiert wird. Das Defizit von früher zeigt aber nicht, welcher Standort wirtschaftlicher in der Zukunft sein wird. Wenn es so weitergeht, ohne dass die beiden Standorte an den medizinischen Fortschritt angepasst werden, werden beide Standorte noch mehr Defizite anhäufen. Die bestmögliche Wirtschaftlichkeit ergibt sich, indem stationärer und ambulanter Bereich mit unterschiedlichen Kooperationspartnern abgebildet werden und die optimale Versorgung sichergestellt wird.
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Kann eine Lösung mit zwei Akut-Standorten wie im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen umgesetzt werden?
Nein, die Voraussetzungen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen unterscheiden sich von denen im Landkreis Eichstätt. Beide Akut-Krankenhäuser in Weißenburg und Gunzenhausen sind größer als unsere Häuser und die darin enthaltenen Abteilungen ebenfalls. Es gibt dort, anders als bei uns, auch keinen Schwerpunktversorger wie das Klinikum, sodass diese Häuser von der Landkreisbevölkerung besser angenommen werden. Insofern ist das Modell nicht übertragbar.
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Wie schnell wird die Entscheidung für einen Akutstandort und ein Gesundheitszentrum/Fachklinik umgesetzt?
Die Herstellung des Zielzustandes wird mindestens 5 – 8 Jahre dauern. Wenn die Entscheidung gefallen ist, kann mit dem Aufbau der Gesundheitszentren begonnen werden. Ein Gesundheitszentrum oder eine Fachklinik bedarf eines bestimmten Raumprogramms, das dann baulich umgesetzt werden muss. In beiden Konstellationen muss auch das Krankenhaus, an dem die Akutversorgung verbleibt, zusätzlich saniert werden.
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Was bringt ein Bürgerentscheid?
Wenn es so sein wird, dass eine ausreichende Anzahl von Bürgern, die Entscheidung, die getroffen wird, nicht akzeptiert, dann kann ein Bürgerbegehren initiiert wird. Die Entscheidungsgrundlage wird so fundiert und überzeugend formuliert, dass ein klares Votum im Kreistag möglich ist. Dennoch können die Bürger eine andere Entscheidung herbeiführen. Das wird am Ende nicht die zukunftsfähigere sein. Denn im Bürgerbegehren wird sicherlich das Ziel sein, beide Standorte als Akutkrankenhäuser zu erhalten. Aufgrund der Fakten, die im Agenda-Prozess bisher erhoben wurden, ist es aber nicht möglich, dauerhaft zwei Standorte mit Akutversorgung zu betreiben.
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Welchen der beiden möglichen Zielzustände befürworten die Mitarbeiter?
Die Ärzteschaft wie auch der Personalrat als Vertreter der Belegschaft haben sich ganz klar dafür ausgesprochen, sich auf einen akutstationären Standort zu fokussieren, sich aber für keine Variante explizit ausgesprochen. Wichtig ist ihnen, dass die medizinische Entwicklung, zum Beispiel mit Gesundheitszentrum und ambulantem Operieren, abgebildet werden kann.