05.03.2024
Darmkrebsvorsorge: Chefarzt Joachim Christ im Interview
Der Monat März steht in den Kliniken im Naturpark Altmühltal ganz im Zeichen der Darmkrebsvorsorge. Der Chefarzt der Gastroenterologie, Joachim Christ, erklärt im Interview, ab welchem Lebensjahr es ratsam ist eine Darmspiegelung durchführen zu lassen, wie die Untersuchung abläuft und welche Möglichkeiten es gibt, um dem Darmkrebs vorzubeugen.
Chefarzt Joachim Christ erklärt im Interview unter anderem, welche Lebensmittel dabei helfen Darmkrebs vorzubeugen
Ab welchem Lebensjahr ist eine Darmkrebsvorsorge sinnvoll?
Frauen können ab dem 50. Lebensjahr jährlich einen Stuhltest machen. Ab dem 55. Lebensjahr zahlt die Kasse eine erste Darmspiegelung. Wenn keine Darmspiegelung gewünscht ist, können Frauen ab dem 55. Lebensjahr alle zwei Jahre einen Stuhltest durchführen lassen.
Männer sollten bereits ab dem 50. Lebensjahr die erste Darmspiegelung machen lassen. Sie haben ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Wenn keine Spiegelung gewünscht ist, sollte ab dem 50. Lebensjahr jährlich ein Stuhltest gemacht werden, ab dem 55. Lebensjahr zahlt die Kasse den Stuhltest nur noch alle zwei Jahre.
In welchen Fällen kann die Vorsorge auch für junge Menschen von Bedeutung sein?
Wenn in Ihrer Familie schon mal Darmkrebs vorgekommen ist, sollte die erste Vorsorgeuntersuchung evtl. schon früher stattfinden. Hierzu wird Sie Ihr Arzt oder Ihre Ärztin gerne beraten.
In welchen Abständen sollte die Darmkrebsvorsorge erfolgen?
Das kommt darauf an, ob Polypen gefunden werden. Dann ist für das Kontrollintervall die Anzahl und Größe der Polypen entscheidend, und natürlich, was bei der feingeweblichen Untersuchung herauskommt. Wenn keine Polypen gefunden werden und der Darm sehr gut beurteilbar war, ist eine Kontrolle nach 10 Jahren in der Regel ausreichend.
Was muss man bei der Vorbereitung auf die Darmspiegelung beachten?
Der Darm muss vor der Untersuchung gründlich gereinigt werden, damit man die Schleimhaut gut beurteilen kann und nichts übersieht. Einige Tage vor der Untersuchung sollten Sie bei der Ernährung auf Fasern, Körner und Schalen verzichten und nur leicht Verdauliches zu sich nehmen. Sollten Sie Eisenpräparate einnehmen, ist es besser, diese ebenfalls einige Tage vor der Untersuchung zu pausieren, damit die Sicht nicht durch dunkle Eisenbeläge auf der Schleimhaut beeinträchtigt ist. Sollten Sie Blutverdünner einnehmen, müssen diese evtl. pausiert werden. Hierzu berät Sie aber Ihr Arzt. In der Regel am Vortag der Untersuchung beginnt man mit der Darmreinigung. Es gibt verschiedene Abführlösungen, die für die Vorbereitung verwendet werden und normalerweise am Vortag und am Untersuchungstag eingenommen werden müssen. Welches Mittel eingesetzt wird und wie genau Sie es nehmen müssen, erklärt Ihnen Ihr behandelnder Arzt. Wichtig ist immer, dass man ab dem Vortag ausreichend klare Flüssigkeiten zu sich nimmt. Wenn Sie vor der Untersuchung nur noch kamillenteeartige Flüssigkeit ohne feste Bestandteile ausscheiden, ist der Darm gut vorbereitet und kann gründlich untersucht werden.
Gibt es vor der eigentlichen Untersuchung ein Vorgespräch?
Im Vorfeld der Untersuchung klärt Sie Ihr Arzt oder Ihre Ärztin ausführlich über die Untersuchung und die Schlafspritze auf, die zur Untersuchung gegeben wird. Sie bekommen erklärt, was Sie bzgl. Ihrer Ernährung zu beachten haben und wie genau die Abführmaßnahmen erfolgen sollen. Wichtig ist auch, dass Sie zum Gespräch einen aktuellen Medikationsplan mitbringen. Scheuen Sie sich nicht, zu fragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben.
Finden vorab Untersuchungen statt?
In der Regel erfolgt vorab eine Laborkontrolle, um zu überprüfen, ob Blutbild und Gerinnung in Ordnung sind.
Wie läuft die eigentliche Untersuchung ab?
In der Umkleide dürfen Sie sich erstmal eine Hose aus Papierfleece anziehen, damit Ihre Intimsphäre gewahrt bleibt. Sie dürfen sich dann auf die Untersuchungsliege. Damit Ihnen nicht kalt wird, bekommen Sie eine gemütliche Decke. Nehmen Sie sich gerne warme Socken mit, wenn Sie leicht kalte Füße bekommen.Vor Beginn der Spiegelung wird eine kleine Infusionsnadel gelegt, worüber dann die Schlafspritze verabreicht wird. Während Sie schlafen, werden Sauerstoffsättigung, Blutdruck und Puls kontinuierlich überwacht. Bei der Untersuchung wird ein flexiber Schlauch, das Endoskop, mit einer Kamera vorne dran behutsam über den After eingeführt. Das Endoskop wird unter ständiger Kontrolle über den gesamten Dickdarm bis in das letzte Stück Dünndarm vorgeschoben. Mit den Steuerungsrädern lässt sich die Spitze des Endoskops in alle Richtungen bewegen, so dass man sich sanft von Kurve zu Kurve vorarbeiten kann, ohne den Darm zu verletzen. Damit sich der Darm schön entfaltet, wird immer wieder eine kleine Menge Gas eingeblasen.
Wie lange dauert eine Darmspiegelung?
Die Untersuchung selbst dauert in der Regel nur 15-20 Minuten. Wenn viele Proben zu entnehmen oder viele und große Polypen zu entfernen sind, kann es auch mal eine Stunde dauern.
Tut eine Darmspiegelung weh?
Die Schlafspritze sorgt dafür, dass Sie die Untersuchung komplett verschlafen. Das ist keine Vollnarkose, d.h. Sie atmen selbständig. sie schlafen aber so tief, dass Sie überhaupt nichts mitbekommen. Früher gab es nach der Untersuchung manchmal unangenehme Blähungen. Das kam daher, dass man den Darm mit normaler Raumluft aufgeblasen hat. Heute verwenden wir Kohlendioxid. Das Gas wird rasch über die Darmwand aufgenommen und dann abgeatmet. Es ist absolut unbedenklich und macht keinerlei Blähungen.
Was genau wird bei der Darmspiegelung gemacht? Wird nur nach Veränderungen geschaut oder können auch schon kleinere Eingriffe vorgenommen werden?
Polypen, die zum Darmkrebs werden können, werden in der Regel gleich entfernt. Hierzu verwendet man je nach Größe, Beschaffenheit und Lokalisation des Polypen Zangen oder verschiedene Arten von Schlingen. Bei größeren Polypen werden nach der Abtragung manchmal Clips auf die Schleimhaut gesetzt, damit es nicht blutet und die Darmwand stabil bleibt.
Wann müssen einzelne Proben ins Labor geschickt werden?
Wir setzen zur Untersuchung besondere optische Hilfsmittel ein, wie z.B. Vergrößerungsmöglichkeiten wie mit einer Lupe oder die Anwendung von Farbfiltern, um Oberflächen- und Gefäßstruktur genauer darzustellen. Damit können wir als Untersucher häufig schon ganz genau einschätzen, was hinter Gewebsveränderungen steckt und ob diese gut- oder bösartig sind. Wenn Proben entnommen oder Polypen abgetragen werden, werden sie alle gesammelt und ins Pathologielabor verschickt, wo sie gründlich unter dem Mikroskop untersucht werden.
Wie geht es nach der Untersuchung weiter?
Nach der Untersuchung schlafen Sie erstmal in Ruhe aus. Wenn Sie richtig wach sind, wird Ihnen der Untersucher den Befund erklären. Essen und trinken dürfen Sie in der Regel 2h nach der Untersuchung wieder, es sei denn, es wurden größere Eingriffe vorgenommen. Das wird Ihnen aber Ihr Arzt oder Ihre Ärztin dann genau erklären. Da die Schlafspritze für einige Stunden die Reaktionsgeschwindigkeit beeinträchtigen kann, obwohl Sie sich schon wieder richtig fit fühlen, dürfen Sie nicht gleich wieder Autofahren. Je nachdem, welches Medikament zum Schlafen verwendet wurde, sollten Sie 12-24 Stunden nicht am Straßenverkehr teilnehmen. Bitte organisieren Sie sich deshalb jemanden, der Sie abholt.
Kann ich etwas zur Vorbeugung gegen Darmkrebs tun?
Mit gesunder Ernährung kann ich nachgewiesenermaßen mein Darmkrebsrisiko senken. Die Ernährung sollte ausgewogen und ballaststoffreich sein. Sie sollte viel frisches Gemüse, Salat, Hülsenfrüchte und Obst enthalten, dazu wertvolle pflanzliche Öle wir Olivenöl oder Rapsöl. Fleisch reicht 2x pro Woche, dafür lieber auch 2x pro Woche guten Fisch. Hier eignet sich fetter Seefisch, wie Lachs oder Makrele gut, da hier wertvolle Omega-3-Fettsäuren enthalten Diese Ernährungsform bezeichnet man in der Ernährungsmedizin auch als "mediterrane Ernährung". In der Klinik haben wir dafür eine eigene zertifizierte Menülinie eingeführt. Zudem ist es gut, sich regelmäßig zu bewegen. 3x pro Woche 1h Ausdauersport stärken den gesamten Organismus. Achten Sie auch auf eine ausreichende Trinkmenge. Wenn Ihnen Ihr Arzt keine Einschränkungen auferlegt hat, sollten Sie 1,5-2 Liter am Tag trinken. Am besten ist einfach Wasser. Unser Eichstätter Leitungswasser ist zum Beispiel sehr gut. Gut verdünnte Saftschorlen eignen sich gut, wenn Sie eher etwas mit Geschmack mögen. Verzichten Sie lieber auf Limo und Cola.
Über den folgenden Link können Sie sich auch das entsprechende Youtube-Video anschauen: Darmkrebsvorsorge - Chefarzt Christ klärt auf